Dinge, die ich nicht mehr hören kann....

Immer wenn man sich draußen im Leben bewegt, dann begegnen einem Dinge deren Tragweite sich nicht unbedingt sofort erschließt. Ein Bekannter von mir sagte mal den Satz:" Meine Waffe ist das Wort!". Und genau dieser Umstand ließ mich nachdenken, wenn Worte eine Waffe sind, wie wirken sich dann Wortveränderungen und ihre Verwendung aus?
Werden die Waffen dadurch schärfer oder stumpfer?

Viele von uns wurden bei einem Bewerbungsgespräch schonmal gefragt warum man sich ausgerechnet für diese Tätigkeit entscheiden wolle. Was war ihre Antwort? Der Klassiker? Lassen Sie mich raten, entweder suchten Sie eine neue Herausforderung oder sie wollten mit Menschen arbeiten oder ähnliche Floskeln. Warum darf man nicht ehrlich antworten? 
Warum ist es negativ behaftet, wenn man, wahrheitsgemäß, äußert einen Beruf zu wählen weil er eben gut bezahlt ist oder in der Wohnortnähe liegt? Wäre das zu ehrlich?

Sieht man eine Folge der erfolgreichen Fernsehshow "Deutschland sucht den Superstar" , kurz DSDS genannt, so wiederholt sich auch hier eine Frage an die Teilnehmer. "Warum bist du hier?". Keiner sagte bisher mal:" weil ich eine Wette verloren habe!" , obwohl ich bei vielen genau diesen Gedanken habe. Nein alle antworten dass sie schon seit frühester Kindheit den Traum haben zu singen. Kein Kind träumt davon auf einer Bühne zu stehen, das wird von außen eingepflanzt.  

Warum kommen immer sich ewig wiederholende Phrasen und Satzfragmente zur Anwendung? Sind wir so festgelegt, so unflexibel dass wir Abweichungen weder akzeptieren, noch aushalten können? 

Politiker sind Meister der Floskelität. Verlieren Sie eine Wahl sagen sie als erstes:" ich möchte zuerst meinen Wählern danken..." , bla bla bla. Politiker haben bei mir als Erste den Effekt des "ich-kann-es-nicht-mehr-Hören" erreicht. Bei Ihnen habe ich erstmalig genervt das Autoradio abgeschaltet. 

Frage: warum sind wir von den Rede-Kassetten der Promis genervt? Weil es sich um vorgefertigte, von Marketingexperten entworfene und auf Zielgruppen ausgerichtete Worthülsen handelt. Trifft die abgefeuerte Wortpatrone nicht ihren Nerv, so sind sie genervt. Der Mensch ist auf Ehrlichkeit getrimmt, und antrainierte Worthülsen sind nunmal keine Ehrlichkeit. 

Warum reden alle nur noch in vorgefertigten Sätzen? 
Nun, hierbei handelt es sich um einen erstellten Haftungsausschluss, der ein "anecken" verhindern soll. Wie ein Stück Seife soll die Aussage durch die Köpfe rutschen und möglich niemanden stören oder wohlmöglich noch zur nachgedachten Kritik anregen. Das ist auch eine Win-Win-Situation, denn der Redner will ja keine Gegenargumente hören oder schon gar nicht frei darauf antworten müssen.

Freie Antworten sind nicht möglich?
Nein, denn eine Gruppe (Partei, Firma oder so...) legt sich heut eine "Linie" zurecht an der sich abweichungslos entlang gehangelt wird. Und da man sich nicht jede Einzelheit vorher durchregeln kann, müßte bei jeder Frage ein Gremium zur Besprechung und Beantwortung der Fragen zusammenkommen. Kaum praktikabel.

Da wird sich auch in naher Zukunft nichts dran ändern, also gibt es gegen die "Waffe Wort" nur ein Gegenmittel - das Abschalten. Nutzen Sie es intensiv. Und nutzen Sie Alternativmedien wie z.B. YouTube oder LiveLeak oder den Podcast.

MG 06/2016

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