BVG, das Ticket und "die Leude"

Ich liebe Berlin über alles. Und das nur, weil alles immer weiter ins Verrückte abgeleitet.
Ich wollte ein Schülerticket für mein Kind besorgen, damit er endlich per Monatskarte zur Schule fahren kann. 

Ich komm also in dieses Büro der BVG und vor mir sind Sie,  die beiden Alten aus der Muppetshow... Waldorf und Statler,  und das bei der Berliner BVG! Einträchtig sitzen Sie nebeneinander, gleich gekleidet in Uniform. Obwohl Uniform, naja es ist ja eh eher eine Dienstkleidung, aber der eine hat sich die Hosenbeine bis zum Knie hochgekrempelt, und der andere hat die Schuhe komplett weggelassen und läuft barfuß.
"Det is nu'mal so.  Da kann ick nüscht für 'se tun.. ". Eine wahre Offenbarung dieser unverfälschte Berliner Dialekt der mir da entgegenwallt. Unverfälscht und roh trifft er meine Gehörknochen.
"Der Ausweis ist bis Ende Februar jültick, länger kann ick ihren dann ooch nich'  ausstellen.", soso denke ich, hart aber fair gibt es nicht nur mit Plasberg.

Ich bin endlich dran und komme kaum dazu meinen Wunsch nach dem gewünschten Ticket auszusprechen, da tönt der Mitarbeiter, der eigentlich für mich zuständig ist,  zu seinem Kollegen :" man nu' stell ihm dit Ding doch aus... Die Firma und de Leute wollen doch schließlich beschissen werden,  nicht wahr?".  O Gott,  ich hatte es geahnt,  er sucht die Verbrüderung mit mir. Was soll ich jetzt tun? Zustimmen? Widersprechen und riskieren das er irgendwas an meinem Antrag findet um mich wegzuschicken? Stress, mein Gehirn hat Stress...Ich bin total ratlos, will ich beschissen werden? Bin ich diese Gruppe die er "die Leute" nennt? In meinem Kopf läuft lautlos der Song "Die Leude" von 5-Sterne-Deluxe. 
" Ja, da haben sie vielleicht recht.. ",  höre ich mich sagen. Ich will fertig werden und wieder weg.
Neben mir kippt die Stimmung und dem Mann neben mir rutscht anscheinend was unpassendes raus,  denn ein :"jetzt wern se mal nich frech",  hallt es durch den Raum.

Mein BVG-Berater muß seinem Kollegen natürlich direkt zur Seite stehen und poltert: "Passen ´se mal uff juter Mann, meen Kollege hat schon alle 12 Oogen zujedrückt, verstehn ´se? Er hätte dit jetze offiziell nich machn müssen. Occh wir müssen uns an Regeln halten!". Keine Reaktion vom Belehrten.

Was mich besonders irritiert ist, dass er direkt wieder auf meinem Antrag eintaucht und weitermacht als sein nix gewesen. Er hakt seelenruhig ab und gibt mir meine Unterlagen zum gewünschten Ticket und mit einem fast schon ernstgemeinten :"Schönen Tag noch! Der Rest kommt mit de Post."

Zwei Gefühle begleiten mich auf dem Weg zurück auf die Strasse, zum einen das Glück alles erledigt zu haben, zu anderen die Unsicherheit ob ich nicht gerade Teilnehmer eines Theaterstückes in Berliner Mundart, oder einer neuen Ausgabe von "Verstehen Sie Spaß?" war. Kann aber eigentlich nicht sein, denn ein dauererregt grinsender Guido Cantz sprang nicht hinter der Ecke hervor...

MG 09/2017

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