Wenn es zum Abenteuer wird Zeitung zu lesen

Die Zeitung, dieses lose aneinander gelegte Papier, mit Druckerschwärze belegt, ist für viele Menschen der Start in den Tag. Ein Informationsmedium dass gleichzeitig zur Unterhaltung herhalten muß. An der Zeitung wird ja auch oft der Bildungsgrad des Lesers hergeleitet, ganz gleich ob das repräsentativ ist oder nicht. taz-Leser sind eben alles Revolutionäre und grundsätzlich links, wohingegen der Bild-Leser stets dümmer ist als alle anderen Zeitungsleser. Das ist nicht schlagkräftig bewiesen, aber es so eine herllich einfach heruntergebrochen Formel die jeder noch so einfach strukturierte Minimal-IQ-Träger unfallfrei anwenden kann.

In Zeitungen geht es um Meinungen, bewiesene oder unbewiesene, das ist völlig einerlei. Die meisten Gazetten sind ja Ideologieträger, Meinungsverbreiter und Streitschriften in einem. Gut, man muß das Thema "Meinung" sehr vorsichtig angehen, denn Zeitungen verbreiten oft nur die Meinung des Chefredakteurs, eine Tatsache die ich das "Diekmann-Theorem" nenne.

Aber verbreiten Zeitungen Wahrheiten oder Meinungen? Gibt es da Unterschiede? Ja, die gibt es. So wie man als Unternehmensberater den "Beratersprech" beherrschen muß, so muß der Journalist einer Zeitung auch die Sprache seines Druckwerks zur Zielerreichung beherrschen. Gemäß dem Motto: "´wes Brot ich ess´, dessen Lied ich sing´" wird hier ergebniskonform gearbeitet. Unabhängige Journalisten? Wo sollen die sein? Wovon sollte diese Berufsgruppe den leben? Jemand der völlig frei von Ideologie Nachrichten erstellt, und danach einen "Gang nach Canossa" macht um diese Nachicht zu vermarkten? Wie sollte das funktionieren bitte?

Dieses System ist deshalb so selbsttragend, weil die im Blätterwald der Depeschen herumirrenden potentiellen Käufer ihre Beurteilungen auf zwei einfache Resumés heruntergebrochen haben: entweder die Zeitung schreibt die totale Wahrheit, oder den größten Mist aller Zeiten. Es wird in schwarz-weiß gedacht, ein "grau", wenn auch nur im geringsten vorhanden wird einfach weggedacht. Zur Not auch wegkommentiert. Es geht alles in allem um Durchhaltevermögen. Die Presse muß Meinungen lange und dauerhaft vertreten, sie immer wieder niederschreiben und sie ins Hirn der Leser penetrieren, damit aus einer geschriebenen Meinung letztendlich das wertvollste wird, nämlich die Wahrheit.

Während rechte Zeitungen sich auf Themen einschießen, die man schon in den 1930ern sein eigen nannte, bringen linke Zeitungen als Grundthema entweder den Kampf gegen rechts (rechts ist im Übrigen alles was aus Sicht der Zeitung nicht links ist) hervor, oder sie klagen die staatliche Willkür an. Staatliche Willkür kann eine Wohnungsräumung sein, oder die Auflösung einer nicht angemeldeten Demonstration. Sowieso ist jede Aktion des Staates eine reine Willkür und im Ansatz unberechtigt. Die konservative Presse, also die die von linken Schreibern schon als eindeutig rechts identifiziert wird, oder zumindest als latent rassistisch, je nach dem, ist da auch nicht sonderlich kreativ, denn sie zieht sich darauf zurück den immer wiederkehrenden Gegenteil-Tag ins Leben zu rufen und alle Artikel der linken Presse gegenteilig zu rechtfertigen. Auch wird jeder "-ismus" eiskalt als Totschlagargument argumentierend eingesetzt. Die Schuldigen waren immer Extremisten der einen oder anderen Richtung. Der Einsatz des Wortes Extremist macht die Brisanz nunmal eindeutig klar und verleiht dem Artikel den Beweis warum man diesmal dafür oder dagegen sein muß. Jeder "-ismus" treibt mir persönlich Blut in den Stuhl, denn hier wird planmäßig von der Anwendung des gesunden Menschenverstandes, gestehen Sie mir bitte den Glauben an das Vorhandensein dieser menschlichen Fähigkeit zu, abgelenkt.

Arme, arme Welt der Schreiber! Arm und unkreativ verkauft ihr euer Leben für ein paar €-cent pro Wort oder Foto.Das Dilemma ist, das euch die Wahrheit in die Arbeitslosigkeit treiben würde. Schon leichteste Zugeständnisse an die Gegenseite würden einen eiskalten Hauch durch den Arbeitsvertrag treiben.

Doch was bleibt uns nun? Sollen wir das Lesen von Zeitungen einstellen? NEIN! Lesen Sie so viele Zeitungen wie Sie schaffen und erkennen Sie die Widersprüche, Manipulationen und kausalen Mängel der Berichte. Werden Sie offener! Eine Zeitung schreibt eine Meinung, kann ihnen aber ihre Meinung nicht vorschreiben

MG 08/2013

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