Schaltet endlich Twitter ab! (3) Folgen und Gefahren

 Wie immer im Leben gilt ein Grundsatz: auf Aktion folgt Reaktion!

Aber so richtig folgenlos ist kaum etwas im Internet, bzw. in den sozialen Medien. Kommt ein Tweet auf und trendet danach ein Hashtag, so ist die große Herausforderung zu beurteilen, ob man dem folgt, oder eben nicht. 

Die Frage ob man folgt oder nicht, das steht im Verhältnis zur Relevanz des Mediums. Bleiben wir bei Twitter:

83% der Bundestagsabgeordneten haben einen Twitteraccount. Spitzenreiter sind DIE GRÜNEN mit 91% Anteil. Hat jetzt die Partei mit dem höchsten Anteil auch den größten Einfluss? Es ginge theoretisch schon, man bräuchte nur Trollfabriken betreiben, also Menschen mit mehreren Twitteraccount pro Kopf, die alle auf Zuruf quasi zeitgleich Tweets setzen und somit Hashtags zum trenden bringen, was die Relevanz der Thematik bestimmt.

Also könnte eine der Folgen sein, dass das ach so relevante Thema gar nicht so relevant ist, wie es das Netz darstellt. Und wenn dieses nicht ganz so relevante Thema dann an einen Bundestagsabgeordneten gerät, und der es auf die Agenda nimmt, dann wird es politisch relevant und somit öffentlich. Also hat es ein nicht-so-relevantes Thema von null auf öffentlich geschafft. Ich finde, das kann nicht richtig sein.

Eine weitere Reaktion ist der Dreisatz: Rufmord-Shitstorm-Cancelling. 

Erst kommt ein Anfangsverdacht auf (das ist sogar in der Kriminalistik so), dem geht man nach und ermittelt ob sich der Anfangsverdacht mit Substanz belegen lässt. Die Substanzsuche spart sich das Netz einfach mal, als Substanz werden viele gleichlautende Tweets/ Posts betrachtet, und zwar mit Beweiskraft. Gut beobachten kann man das derzeit in der Causa Rammstein/ Lindemann. Es gab viele Beschuldigungen, aber bisher kaum oder keine Anzeigen. Derzeit gibt es keine Anzeige, dies kann sich aber ändern. 

Eine Staatsanwaltschaft braucht Ermittlungsansätze in Form von hinreichenden Tathinweisen. Dann kann ermittelt werden, dann erst können Folgemaßnahmen erlassen werden. Die reine Anschuldigungsphase bei Twitter, also die Phase wo noch gar nicht klar ist ob an den Vorwürfen überhaupt etwas dran ist, hinterlässt so viel Scherben und Spätfolgen, dass eine öffentliche Rückbearbeitung überhaupt nicht mehr möglich ist. Es wird in dieser Causa nie wieder einen Unschuldigen geben. 

Das ist den Nutzern aber egal, sie urteilen ohne jede Bestandskraft. Und sie urteilen hart und mit sich fortsetzender Dynamik. Man könnte fast von einer Eskalation sprechen. 

Und am Ende steht immer der Wunsch nach Cancelling. Der Beschuldigte darf eigentlich nichts mehr: Berufsverbot, Veröffentlichungsverbot und eigentlich ein gesamtes Daseinsverbot sind noch die kleinen Forderungen. Parallelen weisen die Fälle Lindemann und Kachelmann auf, in beiden Fällen hatte Alice Schwarzer eine starke Meinung ohne je vor Ort gewesen zu sein. Ihre gesamte Beweiskraft beruhte auf "gemachten Erfahrungen". 

Gerichtlich verwertbar sind Erfahrungen, aus meiner Meinung, noch nicht.

MGru 07/2023

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