Der bourgeoise Bohemian lebt hier....

In Berlin hat sich die Attraktivitätskurve der Bezirke nach Osten verlagert. Wollte man früher in Steglitz oder Zehlendorf ansässig sein, so zieht es heute die Innovationsmieter in die Bezirke Prenzlauer Berg, Friedrichshain und Pankow.
Um zu verdeutlichen welche Leute exemplarisch für diese auflebenden Bezirke sind, erschaffen wir uns ein Modellpaar, nennen wir sie Rüdiger und Dörte.
Dörte ist schon 2 Jahre lang 39 und hat mit Rüdiger 2 Kinder die die malerisch klingenden Namen Malte und Frederieke tragen. Ihr Beruf als Sozialpädagogin macht es Dörte möglich die Mißstände in der Gesellschaft nicht nur meisterhaft zu erkennen, sondern auch bei jeder Gelegenheit zu geißeln. Natürlich arbeitet Dörte von zuhause damit sie sich den Kindern widmen kann.Spätgebärende widmen sich ja geradezu exzessiv ihren Gen-Erzeugnissen.

Rüdiger hingegen arbeitet in einer Werbeagentur und ist ein sog. kreativer Intellektueller. Er ist 44 Jahre alt. Beide wollen alles richtig machen, demonstrieren gegen ACTA, die Atomkraft, den Welthunger und die Gentrifizierung. Beide spüren auch gewisse Sympathien für die Piratenpartei weil diese mal "frischen Wind" in die Politik bringt. Die etablierten Parteien seien ja eh nur eine Vereinigung von Menschen mit Selbstbedienungs-Mentalität. Auch ginge der politische Mainstream ja derzeit total am Bedarf der Bürger vorbei, sagt Dörte immer.
Durch das komfortable Einkommen von Rüdiger konnten Sie sich ihren Traum, eine Altbauwohnung mit hohen Stuckdecken, erfüllen. Helle Farben und der typische IKEA-Einrichtungsstil, den die Alt-Yuppies ja so toll finden, beherrschen die Räume. Das IKEA-Möbel wahrscheinlich unter Billiglohn-Bedingungen hergestellt werden, Menschen gar ausgebeutet werden, wird in diesem Haushalt negiert. Das kann man auch getrost, denn Rüdiger hat, ohne Dörtes Wissen, den Vermieter mit einer Einmalzahlung -in bar- davon überzeugt das die beiden die idealen Mieter seien.

Für das gute Gewissen und ein reines Karma wird gespendet, und zwar an Brot für die Welt und Unicef, oder für den Kampf gegen die Beschneidung von Frauen. Dazu noch Kleinbeträge an Amnesty International und den World Wildlife Fund. Gar vortrefflich genießt sich nach so viel Güte an die Menschheit der aus dem heimischen Kaffeevollautomaten schießende Lavazza Latte Macchiato.
Dass Menschen dieser Coleur natürlich allseits tolerant sind versteht sich von selbst. Man hat nichts gegen Menschen, egal welcher Hautfarbe, Religion und Herkunft sie auch seien. Natürlich hat man durch die eigenen finanziellen Möglichkeiten nie Berührung zu den Menschen , für die man ja so vehement kämpft. Auch bei der Schulauswahl konnte sich Dörte die Frage nach der Anzahl der Kinder der Kinder mit Migrationshintergrund nicht verkneifen. Natürlich nur zur Sicherung des Lernniveaus, wie sie immer wieder betont.

In den ehemaligen Arbeiterbezirken tummelt sich eine Klientel von Gutverdienern, die riesige Kombis fahren, mehrere Kinder haben die im Babyalter natürlich standesgemäß im 1000€-Kinderwagen herumkutschiert werden. Das eine oder andere wird im Reformhaus gekauft und gewählt wird natürlich links oder grün, denn konservative Werte verbieten sich von selbst.
Was mich am meisten stört ist, dass diese Menschen sich früher in Redekreisen zusammensetzten und alles bis zum letzten diskutierten. Jedes noch so absurde Thema wurde durchdiskutiert. Heute ist diese Gruppe aber der Meinung zu bestimmen was gesellschaftskonform ist und was nicht. Weicht ein Thema auch nur minimal von der genormten Konformität ab, wird es kommunikativ togeschaltet. Themen werden nur noch besprochen wenn sie einem passen, paßt es nicht wird es ab indiskutabel abgetan.

Wenn das ein gesellschaftliches Aushängeschild sein soll......gute Nacht!

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