Der Chef , das unbekannte Wesen

Viele von uns, zumindest die, die nicht selbstständig sind, haben einen Chef. Einen Vorgesetzten der weisungsbefugt ist. Ein Mensch der beruflich über uns bestimmt und oft nicht weiß, dass er mit seinen Anweisungen und Handlungen über uns gebietet und uns auch noch unser Privatleben beeinflußt. Jeder der das jetzt für sich ausschließt, der sollte mal überlegen ob er nicht schonmal mit schlechter Laune zuhause saß , weil der Chef mal wieder etwas falsches gesagt hat.

Doch selten ist der Vorgesetzte den man sehen kann ja der wahre Chef. Meist ist dieser Mensch nur eine Zwischenposition, der weder produktiv etwas leistet, noch wirklich das Sagen hat. Er muß seinen Mitarbeitern gegenüber aber Führungskraft spielen, er muß zeigen dass seine Anweisungen Gewicht haben, und das auch bei den unsinnigsten Anweisungen aus dem Oberhaus.

Wie in jeder Gruppe gibt es da gewisse Typen, die wir nun etwas näher betrachten wollen:

1. Der Lustige

Diese Spezies verbindet Hoffnung und Gefahr in sich. Ein Typus, der die Mitarbeiter zum einen unterhalten kann, aber zum anderen aber auch seine Wertigkeit beachten muß. Bedenken Sie, ein lustiger Vorgesetzter hat bei seinen Vorgesetzten wiederum nicht gut ankommt. Der Lustige gilt nicht als sonderlich durchsetzungsfähig, als zu weich, zu ziellos. Nun muß dieser Typ, der in seiner Seele irgendwo zwischen Kant und Comedy liegt eine Substituthandlung zur Wertgenerierung installieren. Er muß umgangssprachlich einen Ausgleich zur lustigen Natur erschaffen.
Dieser Ausgleich erfolgt oft durch ein aktives Meldeverhalten von Verstößen der Mitarbeiter in Richtung der höhergelegenen Vorgesetzten. Das heißt auf deutsch, er mutiert zum Anscheißer.  Gefährlich ist, dass jede seiner Handlungen darauf abzielt, dieses Anschwärz-Verhalten zu covern.


2. Der Denglisch-Mann

Wenn Sie in einer Besprechung von ihrem Chef folgenden Satz hören :"David hat den Leed. Wenn er fein damit ist, sind wir agreed!", dann sind Sie definitiv verloren. Der Denglisch-Mann würfelt die Sprachen deutsch und englisch hemmungslos durcheinander , vermischt diese bis zur Unkenntlichkeit, und formt daraus am Schluß unverwirklichbare Weisheiten des Arbeitslebens. Nicht genug, er übersetzt Worte aus beiden Sprachen frei und baut sie in seine Sätze ein, manchmal wird so aus facebook eben "Gesichtsbuch" oder oder der Kommunikationsstörung eben die "Communication Gap".
Das ist nicht nur sprachliche Diarrhoe, sondern auch noch sachlicher Unrat. Sie könnten ihm (oder ihr) klarmachen, dass er schlichtweg Mist erzählt, aber an welcher Stelle wollen Sie dann noch mit ihm "agreed" sein, bzw. sich committen? Wer will diese Communication Gap noch schließen?
Dieser Typ redet vorzugsweise in einer Sprache die er selbst nicht versteht um zu tarnen was er nicht genau weiß. Wem das jetzt wie eine kluge Taktik vorkommt, dem sei gesagt dass jede Legende, sofern sie sich nicht am Rande einer Landkarte befindet, irgendwann auffliegt.
So einem Typ können Sie nur folgendes sagen: "Bitte nicht so overengineeren. Wir wollen ja nicht das Haus burnen um das Pig zu roasten!". Sollte ihr Chef jedoch diesen Satz verwenden ist es ihre 1. Bürgerpflicht ihn durch einen gezielten Kinnhaken niederzustrecken.

3. Der "still ruht der See"-Typ

Gegen diese Leitungsfigur ist jeder im See schweigende Fisch ein Plappermaul. Äußerungen beziehen sich, wenn überhaupt, nur auf dienstliches und ergeht sich in kurzen und knappen Anweisungen an seine Mitarbeiter.
Natürlich ist diese Wortkargheit eine Schutzmauer. Zum einen ist es schlau nicht zuviel aus seinem Privatleben zu offerieren, zum anderen gibt einem Wortlosigkeit immer die Hybris des Schwerarbeiters. So hebt man sich über das plappernde Arbeitervolk, denn die eigene Arbeit nimmt einem die Kraft zum reden.Auch sonst vertritt dieser Chef gerne sein Schwerarbeiter-Image. Läuft er zum Beispiel den Büroflur entlang, steckt sein Blick gerne in Akten oder Zetteln, denn er kann die Zeit von A nach B ja nicht nutzlos verstreichen lassen, indem er NUR den Gang entlang geht um sein Ziel zu erreichen. Zeit ist ein wertvolles Gut und nutzvoll zu konsumieren.
Sein großes Plus ist, dass dieser Chef ihnen selten etwas Böses will und höchstens durch unpassende Bemerkungen an falschen Stellen seinen Beliebtheitsgrad temporär absenkt.

Gerne würde ich Ihnen Handling-Tips zu den verschiedenen Gattungen geben, jedoch ist das menschlische Wesen so vielfältig dass ich Sie an dieser Stelle selbst nach einer Taktik suchen lassen muß.
VIEL ERFOLG!

MG, 07/2013

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