Depeche Mode - kamen, sahen und predigten

Depeche Mode ist für mich ein Rückgriff in die Anfänge meiner Musikleidenschaft, denn als 1984 "People are People" die Nummer 1 in den deutschen Charts war, war ich niedliche 12 Jahre alt. Depeche Mode waren die Rechtfertigung sich flache Doc Martens zu kaufen. 

Mit einigem Stolz kann ich sagen :"Ich war dabei!". Bei einem Konzert im strömenden Regen in einer wunderbaren Stadion-Arena. Auch die gewöhnungsbedürftigen Klänge von trentemoeller konnten mich nicht aus der Konzertstätte verbannen. 

Aber dann ging es los, unter anschwellendem Applaus kamen die Meister des Synthie-Pop auf die Bühne. Und dann kommt das, dem sich keiner, vor allen Dingen nicht die Frauen, entziehen konnten: die Dave-Magie! Gahan nimmt die Bühne ein, und mit Bewegungen die bei jedem Mann latent homosexuell wirken würden, stimmt er sein Volk ein, und zieht sie in seinen Bann. Gebannt sehen die Massen (immerhin 66.000) dem King Dave zu. Schwebend mit nahezu tantrischen Beckenbewegungen untermalt er seinen Gesang, wobei er jeden auf eine musikalische Reise mitnimmt.
Als erst er und dann das Publikum "Walking in my shoes" singt muß ich die sich wiederholenden Schauerwellen in meinem Nacken sortieren. Auch die "Delta Machine"-Hits kommen live super, auf dem Studioalbum konnte ich mich noch nicht damit anfreunden. Auch haben sich Depeche Mode (einige nennen sie im Abkürzungswahn "DeMo") gewandelt, denn auf der Bühne ist vom Synthie-Pop nicht viel übrig, das Arrangement ist eher instrumental und hat durchaus rockige Akzente, auch ist die Musik der Kult-Synthie-Popper reifer , durchdachter und auch mutiger geworden. Wer leicht ins Ohr rauschende elektronische Musik sucht ist hier falsch.

Auch wenn der Dauerregen die Stimmung bei einigen dämpft, so ist das Konzept "Music for the Masses" weiterhin erfolgreich. Das Publikum ist bunt gemischt, einige sind so jung, dass ich mich frage ob die mehr kennen können als die letzten 2 Studioalben. Egal, Fan ist Fan und eine Leidenschaft sollte man nicht bewerten. 

Auch der Style ist hier wichtig, denn stilgerecht ist man ein "Mod". Ein Mod ist ein aus dem englischen Sprachraum abgeleiteter "Modernist", aber auch Gothics haben hier einen Platz gefunden. Es kam zwar keiner mit der Lambretta oder Vespa ins Stadion gefahren, aber die meisten hätte man stilecht auf eine draufsetzen können. Pflichtfarbe des Abends war schwarz, wie es sich für Depeche Mode eben gehört. 

Am Ende bin ich glücklich dem Regen widerstanden zu haben und fahre glücklich und mit vielen Eindrücken nach Hause.

MG, 06/2013

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