Verwirrt und gegen rechts, die Ideologie-Inflation

Mit dem was ich nicht weiß kann man sicher Lexika-Bände füllen. Aber was ich ganz genau weiß, alles was rechts ist , ist böse.
Und da ich verwirrt bin, was ich darf und was nicht, expandiert mein "das-darf-ich-nicht"-Gedanke stetig. Also forsche ich ständig was schlecht sein könnte.

Wenn mich jemand fragt mit welcher Hand ich schreibe würde ich nie mit "Rechtshänder" antworten, ich schreibe stets aus der Mitte meines Körpers. Auch das Rechtsfahrgebot auf Autobahnen mißachte ich stetig um keinem eine Angriffsfläche zu bieten. 
Wenn mein Navi dann zu mir sagt ich solle mich rechts halten oder gar rechts abbiegen, reagiere ich dagegen indem ich statt rechts abzubiegen einfach 3mal links abbiege. Drei mal links ist eben einmal rechts.
Ein Rechtsempfinden leiste ich mir nur sehr selten, die Position "Rechts Außen" im Fußball wurde zum Glück durch moderne Spielsysteme obsolet. Nur in Altherrenmannschaften ist diese Position noch vorhanden. Aber alten Herren ist das "Rechte" eh näher als jüngeren Menschen.

Wenn mich jemand zu seiner "rechten Hand" machen möchte arbeite ich solange dagegen bis dieser Begriff aus dem Gespräch verschwindet.

Rechtskurven finde ich nur deshalb interessant, weil es Josef Haider in einer Rechtskurve erwischte, Kabarettisten behaupten gerne, weil er zuviel Gas gegeben hat (danke Serdar Somuncu für diese Pointe aus "Der Hassprediger"). Auch auf Reisen muß man vorsichtig sein, denn manche Reiseleiter neigen zum Satz: " Wenn sie jetzt rechts aus dem Fenster sehen...", furchtbar.

Sollte ich in die Not geraten etwas begründen zu müssen, vermeide ich die Floskel "von Rechts wegen" tunlichst. Einmal erwischte es mich auf einer Schifffahrt nach Helgoland, ich war auf dem Schiff unterwegs und mußte zur Toilette und fragte jemanden vom Personal nach der Lage der Toiletten, worauf dieser antwortete: "die nächste Toilette liegt steuerbords, das ist übrigens rechts!". Aufgeschreckt durch das böse Wort fragte ich natürlich pflichtgemäß ob es auch auf der anderen Seite Toiletten gäbe, die gab es und ich ging dorthin. Besser war dass, denn ich wäre ja sonst in der Gefahr gewesen, dass hinter irgendeiner Ecke ein Sittenwächter hervorspringt und mich sofort als Rechtstoilettenbenutzer und Fascho-Notdurftler brandmarkt.

Jedenfalls scheint es derzeit diverse Abteilungen der gängigen Parteien die sich mit nichts anderem beschäftigen, als den bösen Rechten zu suchen und zu vernichten. Diese "Seek-and-Destroy"-Taktik ist bekannt, aber erfolgreich, den wenn man sich ausreichend Mühe gibt steckt in allem etwas was als eindeutig "rechts" interpretiert werden kann. Und ist gerade mal keiner eindeutig rechts, dann könnte er ja immer noch Antisemit oder Antidemokrat sein.
Rudi Dutschke sagte am Grab von Holger Meins: "Holger, der Kampf geht weiter!", mit hochgereckter Faust kämpft nun alles was sich als links versteht stets und ständig.

MG 03/2013

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